Hinschauen &
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Ernährung

Verdacht auf Essstörung

Allgemeine Informationen

Essstörungen können gerade in der Jugend schwerwiegende körperliche, psychische und soziale Konsequenzen für die Betroffenen haben, die im Extremfall zu Invalidität und Tod führen. Meist sind betroffene Schüler:innen eher ruhig, gepflegt, machen keine Probleme und fallen nicht auf. Sie werden daher leicht übersehen, obwohl sie in grosser Not sind. 

Zu den Essstörungen zählen Anorexia nervosa (Magersucht), Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht), Binge-Eating-Störung (Esssucht), Orthorexie (krankhaftes Vermeiden von ungesundem Essen) und andere problematische Verhaltensweisen.

Weitere Informationen zu Essstörungen finden sie auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft Ess-Störungen AES.

Anlaufstellen

Dokumente

Beobachtungsbogen Signale für Essstörungen

Weiterführende Informationen

Empfohlenes Vorgehen

Beobachtungen festhalten

  • Besteht bei einem/einer Schüler:in der Verdacht auf eine Essstörung, sollte die Klassenlehrperson ihre Beobachtungen festhalten.
  • Der Beobachtungsbogen (siehe Dokumente) hilft dabei, Signale zu erkennen, die auf eine Essstörung hindeuten, und bildet die Grundlage für etwaige nachfolgende Gespräche.

Strukturiertes Vorgehen und Unterstützung einholen

  • Die Klassenlehrperson holt sich Unterstützung bei anderen Lehrpersonen und/oder der Schulsozialarbeit und tauscht sich über die dokumentierten Beobachtungen aus.
  • Es empfiehlt sich, möglichst früh eine geeignete externe Fachstelle hinzuzuziehen (siehe Anlaufstellen). So ist die Klassenlehrperson in der schwierigen Situation nicht auf sich allein gestellt und kann sich durch eine Fachperson beraten und unterstützen lassen.


Gespräch mit dem/der Schüler:in

  • Der/die betroffene Schüler:in sollte alleine und zu einem passenden Zeitpunkt angesprochen werden.

Während des Gesprächs mit dem/der Schüler:in:

  • Die eigene Wahrnehmung schildern (in der Ich-Form sprechen) und Besorgnis ausdrücken
  • Verständnis zeigen, ohne die allfällige Essstörung gutzuheissen; Vorwürfe, Tipps oder Ratschläge vermeiden, keine Diagnose stellen
  • Nicht nur das Essen oder das Gewicht sollten im Mittelpunkt stehen, sondern auch soziale Komponenten (z.B. Rückzug), die emotionale Ebene (z.B. sinkende Lebensfreude) oder die Leistungsebene (z.B. extremer Ehrgeiz)
  • Nachfragen und versuchen zu verstehen, was die Person bewegt, was die Probleme hinter dem Essverhalten sein könnten; oft sind das Überforderung, Minderwertigkeitsgefühle, Beziehungsprobleme, Ablösungsprobleme, unerfüllte Bedürfnisse nach Selbstständigkeit und Abgrenzung oder Ähnliches
  • Fragen, was dem/der Schüler:in helfen könnte und womit Sie als Lehrperson oder Schulsozialarbeit konkret helfen könnten
  • Mitteilen, dass es Hilfe gibt und dem/der Schüler:in Adressen von Fachstellen vermitteln (siehe Anlaufstellen) sowie auf hilfreiche Internetseiten aufmerksam machen (siehe Pinnwand)
  • Das Gespräch und die Beobachtungen schriftlich festhalten
  • Es kann sein, dass der/die Schüler:in in einem ersten Gespräch abwehrend reagiert und alles abstreitet. Dadurch sollte sich die Lehrperson nicht entmutigen lassen, sondern einen erneuten Anlauf für ein Gespräch planen. Allenfalls kann auch eine andere Bezugsperson ein weiteres Gespräch übernehmen. 

Gespräch mit den Eltern

  • Die Eltern informieren. Ein Gespräch mit den Eltern sollte jedoch nicht ohne Absprache mit dem/der betroffenen Schüler:in stattfinden. Auch soll der/die Schüler:in selber entscheiden dürfen, ob sie beim Gespräch dabei sein möchte oder nicht.

Während des Gesprächs mit den Eltern:

  • Wichtig ist die schnellstmögliche Vernetzung des/der Schüler:in und der Eltern mit geeigneten Fachstellen. Personen mit Essstörungen gehören in die Hände von spezialisierten Fachleuten.
  • Nächste Schritte planen, Vereinbarungen treffen und gemeinsame Ziele formulieren
  • Das Gespräch sowie Beobachtungen schriftlich festhalten

Achtung! Eine sofortige Information an die Eltern erfolgt, wenn sich der/die betroffene Schüler:in in einer Akutsituation (z.B. Schwächeanfall) befindet.

Vor den Gesprächen sollte die Klassenlehrperson Folgendes beachten

  • Um die Gesamtsituation des/der Schüler:in einzuschätzen, kann es wichtig sein, den Vorfall mit allfälligen anderen Beobachtungen im schulischen und psychosozialen Kontext zu kombinieren und ins Gespräch zu bringen. Aus diesem Grund füllt die Klassenlehrperson bzw. die Schulsozialarbeit den Fragebogen zu Risikofaktoren aus.
  • Die Klassenlehrperson motiviert den/die Schüler:in dazu, sich bei der Schulsozialarbeit zur Unterstützung zu melden. Auch die Klassenlehrperson sollte sich an die Schulsozialarbeit wenden, diese kann dabei helfen, eine allfällige Gefährdung einzuschätzen.

Zuständigkeiten

Klassenlehrperson

  • füllt den Fragebogen zu Risikofaktoren aus
  • füllt den Beobachtungsbogen aus
  • bespricht die Beobachtungen mit Personen aus dem Team und/oder der Schulsozialarbeit
  • zieht eine externe Fachstelle hinzu und lässt sich beraten
  • führt ein Gespräch mit dem/der Schüler:in
  • informiert die Eltern und führt ein Gespräch mit ihnen
  • vermittelt den/die Betroffene:n und die Eltern an eine Fachstelle

Schüler:in:

  • nimmt an Gespräch(en) teil
  • wird an eine Fachstelle vermittelt

Eltern:

  • kommen zum Gespräch an die Schule
  • werden mit dem/der Schüler:in an eine Fachstelle vermittelt

Schulsozialarbeit

  • wird involviert und nimmt an den Gesprächen in der Schule teil
  • füllt den Fragebogen zu Risikofaktoren aus

Schulleitung

  • wird ggf. informiert und involviert

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